Meine Eindrücke vom ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2016
Ich hatte dieses Jahr die Ehre in der Jury des Blog-Schreibwettbewerbs zu „sitzen“. Genau genommen saßen wir nicht direkt als Jury zusammen, sondern jeder hat sich selbst eine Meinung zu den Beiträgen gebildet, die Beiträge bewertet und Florian durfte dann alle Meinungen, inklusive der Lesermeinung, zu einem endgültigen Ergebnis zusammenführen.
Die Gewinner sind:
- Kommt ein Linguist vor Gericht…
- England ist flach. Oder auch nicht…
- Das Hertzsprung-Russell-Diagramm
- Das Mysterium der altägyptischen Hochtechnologie
- Zeitdilatation oder Wie man 40-Minuten-Episoden in 20 Minuten schafft
- Verschollen im Bermuda-Dreieck
- Ptolemäus und wie er die Welt beschrieb
- Was machen eigentlich Mathematiker?
- Komplexe Zahlen — eine geometrische Einleitung
- Chemie ist überall — alles ist Chemie: Warum es unter Stoffen kein Gut und Böse gibt
Ich habe in diesem Monat viel gelernt, insbesondere auch über Themengebiete, die außerhalb meines Fachgebietes liegen. Wenn ein solcher Beitrag es schafft, mich zu fesseln und meinen Wissensdurst weckt, dann spricht das also nicht unbedingt nur für das Thema, sondern besonders für den Autor. So habe ich zum Beispiel einiges über Astronomie und Physik gelernt (davon habe ich wirklich wenig Ahnung; Astronomie gab es bei uns sowieso nur in Klasse 10 und Physik habe ich in der Oberstufe II abgewählt). Außerdem gab es Einblicke in Forschungsgebiete, von denen ich bisher noch nie etwas gehört hatte (im Siegerbeitrag über Forensische Linguistik zum Beispiel). Es gab aber auch eine Anzahl an Beiträgen, die sich gar nicht mit einem speziellen Forschungsgebiet, sondern mit viel allgemeineren Fragen beschäftigt haben, zum Beispiel der gegenseitigen Verachtung zwischen Wissenschaft und Industrie. Häufig kam auch das Thema auf, wie wichtig es ist, Wissenschaft über die Grenzen der Wissenschaft hinaus zu kommunizieren. Wir (die Wissenschaftsblogger) und ihr (die interessierten Wissenschaftsblogleser) sind Vorreiter auf diesem Gebiet, aber hier herrscht großer Nachholbedarf.
Meine Favoriten
Die Beiträge, die mich persönlich besonders begeistert haben, möchte ich euch kurz vorstellen. Ich freue mich besonders, dass sich von meinen Favoriten auch acht in den Top 10 wiederfinden. Die Liste ist in der Reihenfolge der Veröffentlichung geordnet, nicht nach Qualität. Alle dieser Beiträge gefielen mir etwa gleich gut. Was ich daran besonders fand, fasse ich euch kurz zusammen:
- Das Mysterium der altägyptischen Hochtechnologie: Helikopter, Flugzeuge und UFOs im alten Ägypten? Andreas nimmt euch mit auf eine spannende Spurensuche. Dieser Beitrag hat mich gleichzeitig begeistert und schockiert.
- Komplexe Zahlen – eine geometrische Einleitung: Jetzt mal ehrlich, wie viele Leute kennt ihr, die das Konzept der komplexen Zahlen verstanden haben? Wir sollten alle zu Herrn Fessa in den Matheunterricht schicken! Wer sein Mathewissen gerne wieder ein wenig auffrischen will, sollte sich auch mal auf Herrn Fessas Blog umschauen.
- Was machen eigentlich Mathematiker? Das habt ihr euch vielleicht auch schon einmal gefragt. Anscheinend jonglieren sie (mit Zahlen?). Nach dem Lesen von Andreas‘ Beitrag wollte ich dann auch ein wenig mit Zahlen spielen. Ich liebe Zahlen.
- Chemie ist überall – alles ist Chemie: Warum es unter Stoffen kein Gut und Böse gibt. Lavendel Fan oder kein Lavendel Fan — das ist hier die Frage. Kathi ist angehende Lehrerin und das ist auch gut so. Denn ihr Art Wissen zu vermitteln, weckt den Forschergeist. Auf Keinsteins Kiste bloggt sie nicht nur über Chemie.
- Das Hertzsprung-Russell-Diagramm: Ich habe schon als Kind gerne sortiert (Legosteine, Perlen, Münzen, Puzzleteile,…). Da scheint es Janne, 16 Jahre alt, Schülerin der 12. Klasse, nicht viel anders zu gehen. In ihrem Beitrag erklärt sie, wie man den Sternen Himmel aufräumt. Erinnert mich ein wenig an Herrn Wehrli.
- England ist flach. Oder auch nicht…: Verschwörungstheorien sind ja im Trend. An eine flache Erde zu glauben, ist meiner Meinung eine der verrücktesten. Das man aber selbst aus einer verrückten Verschwörungstheorie noch etwas lernen kann, beweist Ute in ihrem Beitrag.
- Kommt ein Linguist vor Gericht…: Ich habe einen neues Hobby-Wissenhschaftsgebiet: Forensische Linguistik. Klingt nicht nur cool, ist es auch. Beeindruckender Einstieg ins Thema anhand eines sehr populären Beispiels: Dan Brown auf der Anklagebank. Zurecht der Siegerbeitrag.
- Zeitdilatation oder Wie man 40-Minuten-Episoden in 20 Minuten schafft: Relativitätstheorie ist wahrlich nicht mein Steckenpferd und schon oft habe ich mir gewünscht, das Thema ein wenig besser durchdringen zu können. Und dann kommt Ylva, 16 Jahre, geht in die 12. Klasse und gibt mir mit ihrem Beitrag einen wirklich gut geschriebenen, gut bebilderten Einstieg ins Thema. Und ich weiß jetzt endlich, wie ich eine 40-Minuten-Episode einer meiner Lieblingsserien (passenderweise Doktor Who) in 20 Minuten schauen könnte.
- Kohl & The Gang: Ernährungsthemen interessieren mich grundsätzlich sehr. Oft lese ich aber nur, was ich eh schon weiß. Oder Behauptungen ohne Erklärungen. Durch Nina weiß ich jetzt, dass ich unbedingt öfter Wirsing essen sollte, und Sauerkraut, und Blumenkohl… ich habe Hunger!
Früh übt sich
Beeindruckend fand ich die hohe Anzahl an Beiträgen von Schülern, die zum Großteil sehr gut geschrieben waren. Vielleicht liegt es daran, dass Schüler noch über ein sehr breitgefächertes Wissen verfügen, statt extrem spezialisiertem Fachwissen auf einem bestimmten Gebiet. So schafften es zwei der Schülerbeiträge sogar in die Top 5. Hier eine Liste der aus meiner Sicht lesenswerten Schülerbeiträge (natürlich nur derer, die sich als Schüler zu erkennen gegeben haben):
- Pflanzenwachstum im All (Hendrik, 12. Klasse)
- Das Hertzsprung-Russell-Diagramm (Janne, 16 Jahre, 12. Klasse)
- Die Entwicklung des heliozentrischen Weltbilds (Jannik, 17 Jahre, 12. Klasse)
- Die Sternentstehung – Eine nebulöse Angelegenheit (Selina, 17 Jahre)
- Zeitdilatation oder Wie man 40-Minuten-Episoden in 20 Minuten schafft (Ylva, 16 Jahre, 12. Klasse)
- Radialgeschwindigkeitsmethode (Pascal, 12. Klasse)
- Was ist Lichtverschmutzung? (Leon, 17 Jahre, 12. Klasse)
Die Beiträge bauen auf Abiturwissen auf. Das macht sie oft besonders gut lesbar und verständlich. (Hobby-)Wissenschaftler neigen oft dazu, nicht mehr erkennen zu können, wo ihr Fachwissen eigentlich beginnt (auch zu diesem Thema gab es einen interessanten Beitrag). Unabhängig davon, wie spannend und verständlich die Beiträge geschrieben sind, freue ich mich über die Begeisterung der Schüler für wissenschaftliche Themen und ich hoffe, dass viele von euch ihren Weg in die Wissenschaft finden werden.
Allen Teilnehmern möchte ich Danke sagen, für die Zeit, die sie in Recherche und Schreibarbeit gesteckt haben. Es war mir eine Freude mich auf so viele neue Themengebiete einzulassen und freue mich schon auf nächstes Jahr!