Warum Kaffee nicht das Leben verlängert und Schokolade nicht schlau macht

Wie gewinnt man eigentlich einen Nobelpreis? Studieren, forschen, entdecken, die Welt verändern? Oder doch ganz einfach Schokolade essen? Wie lebt man länger? Gesunde Ernährung, Sport, viel Schlaf? Oder doch einfach Kaffee trinken? 

In den Medien wird gerne über Zusammenhänge berichtet, die Wissenschaftler entdeckt haben. Ganz besonders, wenn sie unseren Lebensstil betreffen. Wer liest nicht gern, dass das Lieblingsgetränk das Leben verlängert und schlendert gleich vergnügt zur Kaffeemaschine? Aber viel zu oft ziehen Leser — oder gar die Journalisten selbst — daraus Schlussfolgerungen, die von den Wissenschaftlern nicht behauptet wurden. Deswegen widme ich mich heute zwei Begriffen, die man nicht verwechseln sollte: Korrelation und Kausalität.

Jungbrunnen Kaffee

Korrelation bedeutet, dass es einen Zusammenhang zwischen zwei Ereignissen oder Merkmalen gibt:

  • Menschen die Kaffee trinken, leben länger.
  • In Ländern mit hohem Schokoladenkonsum, gibt es mehr Nobelpreisträger.
Beispiel einer Normalverteilung für Kaffeekonsum. Die Zahlen sind ausgedacht.

Beispiel einer Normalverteilung für Kaffeekonsum. Die Zahlen sind ausgedacht.

Einen solchen Zusammenhang kann man messen (beziehungsweise berechnen). Dann erhält man zum Beispiel eine Zahl zwischen 0 und 1. Diesen Wert nennt man Korrelationskoeffizient. Je näher der Wert an eins ist, desto stärker die Korrelation. Damit dieser Wert es uns erlaubt, eine Aussage darüber zu treffen, ob zwei Ereignisse zusammenhängen, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Unter anderem müssen die Beispiele für die beiden Ereignisse normalverteilt sein. Für das Kaffeebeispiel bedeutet das, dass wir ein paar Menschen brauchen die wenig Kaffee trinken, ein paar Menschen, die extrem viel Kaffee trinken und ganz viele Menschen, die normal viel Kaffee trinken. Und genauso brauchen wir ein paar Menschen mit kurzer Lebensspanne, eine paar mit sehr langer Lebensdauer und ganz viele Menschen, die durchschnittlich lang leben. Außerdem darf man erst von einem Zusammenhang reden, wenn der Korrelationskoeffizient deutlich von null abweicht.

Gehen wir nun einmal davon aus, dass alle erforderten Bedingungen (es sind noch ein paar mehr als die genannten), erfüllt sind. Es besteht also ein Zusammenhang zwischen der Menge an Kaffee, die ich täglich in mich hinein kippe und der Länge meines Lebens. Ich selbst werde dann wohl über 100 Jahre alt. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das will. Aber sagen wir, ich möchte 120 Jahre alt werden. Hilft es dann, wenn ich einfach mehr Kaffee trinke? Besteht also eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen meinem Kaffeekonsum und meiner Lebensdauer? Nicht zwangsläufig. Denn aus einer Korrelation lässt sich längst kein Kausalzusammenhang schließen.

Warum Schokolade dich nicht zum Nobelpreisträger macht

Schokoladenkonsum korreliert mit der Anzahl der Nobelpreisträger. Quelle: NEJM, DOI: 10.1056/NEJMon1211064

Schokoladenkonsum korreliert mit der Anzahl der Nobelpreisträger. Quelle: NEJM

Eine Korrelation weist vielleicht drauf hin, dass das eine Ereignis, das andere beeinflusst. Sie kann aber auch darauf hinweisen, dass beide Ereignisse durch einen gemeinsamen zugrunde liegenden Mechanismus beeinflusst werden. Kommen wir zurück zur Schokolade und den Nobelpreisträgern. Erhöhe ich nun also meine Chancen auf den Nobelpreis, wenn ich mehr Schokolade esse? Wohl kaum! Den ersten Fehler finden wir schon, wenn wir die beiden Ereignisse, die verglichen wurden, näher betrachten. Denn es geht hier nicht um den Schokoladenkonsum und die Anzahl der Nobelpreise einzelner Personen, sondern ganzer Nationen. Wir wissen also gar nicht, ob die Menschen, die den Nobelpreis gewonnen haben, wirklich viel Schokolade gegessen haben. Der Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen könnte ganz andere Gründe haben. Zum Beispiel, dass Länder, in denen viel Schokolade gegessen wird, in der Regel wohlhabend sind. Und mit Reichtum kommt auch der Zugang zu besserer Bildung. Mehr Bildung, mehr Forschung, höhere Chancen auf einen Nobelpreis.

Damit ich wirklich glauben kann, dass Kaffee mein Leben verlängert oder Schokolade mich schlauer macht, müsste jemand die biochemischen Prozesse dahinter entdecken. Die Korrelation allein ist nur ein Hinweis.

Sind Nicolas Cage Filme wirklich so schrecklich?

Nicolas Cage

Cum hoc ergo
propter hoc (lat. für „mit diesem, folglich wegen diesem“)

Wie absurd Korrelationen sein können wird deutlich, wenn man ein bisschen auf diesem Blog stöbert. Dort könnt ihr zum Beispiel verrückte Todesursachen mit anderen Ereignissen korrelieren und werdet dabei auf sehr merkwürdige Zusammenhänge stoßen. Würden wir daraus Ursache-Wirkungs-Beziehungen schließen, dann wäre Nicolas Cage dafür verantwortlich, dass Menschen im Pool ertrinken (Korrelationskoeffizient r>0.66) und der Besuch von Disney World Epcot würde einen in den Selbstmord treiben (r>0.97). Cum hoc ergo propter hoc nennt man einen solchen Trugschluss.

Übrigens findet man dort auch eine sehr hohe Korrelation zwischen Mozzarella-Konsum und der Anzahl vergebener Doktortitel (r>0.95). Wer vom Schokolade-essen nicht schlauer wird, kann es also auch einfach mal mit Mozzarella versuchen.


Publikationen:

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Eine Antwort

  1. Juja sagt:

    Weiterführende Materialien zum Thema:
    http://www.venganza.org/about/open-letter/
    Und natürlich: https://xkcd.com/552/

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