Bioinformatik als Dienstleistung: Wie ein Unternehmen die Wissenschaft unterstützt

Name: Daniela Albrecht-Eckardt
Aktueller Job: Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei BioControl Jena GmbH

Hinweis: Dieser Beitrag wurde NICHT gesponsert. Dieser Beitrag ist ein persönliches Interview. 

Warum hast du dich für das Bioinformatik-Studium entschieden?

Ich wollte schon als Kind „Forscher“ werden, außerdem war ich schon immer vielseitig interessiert. Und so hat es mich gereizt, zwei verschiedene Fachrichtungen miteinander zu kombinieren. Biologie und Informatik waren außerdem in der Schule meine beiden liebsten Unterrichtsfächer, so dass mir dieser Studiengang geradezu ideal erschien.

Wo hast du Bioinformatik studiert und wie fandest du das Studium?

Ich habe in Jena studiert (2001-2005) und im Großen und Ganzen hat mir das Studium sehr gefallen. Da der Studiengang neu war, gab es immer mal Unsicherheiten in der Planung und einigen Professoren waren wir interdisziplinären Studenten wohl auch nicht ganz geheuer. Da wir nur eine kleine Gruppe waren, waren der Gruppenzusammenhalt und auch der Kontakt zu den Bioinformatik-Professoren sehr gut. Mir persönlich haben die Biologievorlesungen sehr gut gefallen, da konnte man viel nach den eigenen Interessen auswählen und auch schon Einblicke in die Jenaer Forschungswelt bekommen. Die Mathe- und Informatikvorlesungen waren oftmals sehr theoretisch und es war unklar, was man später damit anfangen kann. Vieles, was ich an Informatikwissen heute benutze, habe ich mir erst in der Diplom- und Doktorzeit angeeignet.

Wie bist du zu deinem aktuellen Job gekommen?

logo-BioControlSchon während meiner Doktorarbeit am HKI in Jena hatte ich Kontakt zur Firma BioControl, die 1996 eine Ausgründung aus dem HKI war und noch heute viel mit den Biologen, Medizinern und Bioinformatikern dort zusammen arbeitet. Als ich dann fertig wurde, begann gerade das Septomics Projekt in Jena und BioControl bekam den Auftrag, die bioinformatische Betreuung der Gruppe Fungal Septomics zu übernehmen. Dafür brauchten sie einen neuen Mitarbeiter, der sich sowohl mit pathogenen Pilzen, als auch mit der Analyse von Hochdurchsatz-Daten und Datenbanken gut auskennt.

Was genau machst du in deinem Job?

Ich arbeite an verschiedenen Projekten, die bioinformatische Dienstleistungen für Arbeitsgruppen in und außerhalb von Jena beinhalten. Ein Teil meiner Arbeit sind Analysen von Datensätzen aus dem Bereich der Transkriptom- und Proteomforschung. Dazu gehören Beratung bei der Experimentplanung und Qualitätskontrolle genauso wie das Ermitteln besonderer Gene/Proteine für die spezifische Fragestellung und die grafische Aufarbeitung der Ergebnisse. Ein zweiter Teil meiner Arbeit dreht sich um Datenbanken. Die sind aus keinem großen wissenschaftlichen Projekt mehr wegzudenken und müssen erstellt, an die jeweiligen Projektpartner und deren Bedürfnisse angepasst und gepflegt werden. Ich bin da insbesondere für das Sammeln der Datensätze in standardisierter Form zuständig sowie für das Webfrontend, also die ansprechende und sichere Präsentation der Datenbankinhalte.

Was magst du an deinem Job?

…flexible
Arbeitszeiten und die Möglichkeit zur Heimarbeit sind bei uns Standard, was mir als Mutter zweier kleiner Kinder sehr entgegen kommt.

Ich mag es, engen Kontakt zur biologisch-medizinischen Forschung zu haben und die Wissenschaftler mit meiner Arbeit zu unterstützen. Gerade durch die räumliche Nähe hier in Jena sind die Kooperationen immer sehr angenehm und man ist auch als externer Dienstleister gern gesehenes Mitglied der Gemeinschaft. Aber auch die Zusammenarbeit mit weiter entfernten wissenschaftlichen Arbeitsgruppen und mit industriellen Partnern macht Spaß und ermöglicht einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Durch die relativ kurze Dauer der meisten wissenschaftlichen Projekte von nur wenigen Jahren ändern sich auch meine Aufgaben immer wieder, was meinen Job sehr abwechslungsreich macht und mir gut gefällt. Die Tatsache, dass ich in einer kleinen Firma arbeite ist ebenfalls toll, denn flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zur Heimarbeit sind bei uns Standard, was mir als Mutter zweier kleiner Kinder sehr entgegen kommt.

Welchen Bezug hat dein Job noch zur Bioinformatik und welche Kenntnisse aus dem Studium nützen dir in deinem heutigen Job?

Mein Job hat einen hohen Bezug zur Bioinformatik. Ich bearbeite eine typische bioinformatische Problemstellung: die Sammlung, statistische Aufarbeitung und Präsentation biologischer Daten mittels mathematisch-informatischen Werkzeugen. Das Studium hat mir vor allem beigebracht, mir selbständig neues Wissen zu erarbeiten. Biologische Details aus dem Studium sind noch immer nützlich, um die Fragestellungen der Kooperationspartner besser zu verstehen und nicht bei jeder Labortechnik nachfragen zu müssen. Die meisten Programmiertechniken aus dem Studium nutze ich nicht mehr, aber grundlegendes Programmierwissen und Verständnis der mathematischen Zusammenhänge und Statistik helfen mir noch täglich.

Welche Tipps würdest du Leuten geben, die gerne in dieser Richtung arbeiten möchten?

Es ist sicher nützlich, sowohl für Mathematik und Informatik als auch für Biologie Interesse zu haben, wenn man in der Forschung oder forschungsnahen Dienstleistung arbeiten möchte. Allerdings kann man durch gute Grundkenntnisse vor allem in der Informatik nach dem Studium auch in praktisch jedem anderen Feld arbeiten, in dem Programmierung, Datenbanken und ähnliches verwendet werden. Man sollte sich am Besten schon früh während des Studiums entscheiden, in welche Richtung es tatsächlich gehen soll. So kann man schon die passenden Vorlesungen auswählen und früh Kontakte aufbauen. Durch Praktika oder Jobs als studentische Hilfskraft kann man in verschiedene Institute oder Firmen reinschnuppern und so herausfinden, was einem am meisten liegt. Da aber Forschung recht unstet sein kann, ist auch eine gewisse Offenheit für „Fachfremdes“ und die Bereitschaft, sich immer wieder neu einzuarbeiten, nützlich.

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