Girls’Day 2016
MINT ist meine Lieblingsfarbe. Mein Fahrrad ist mint, mein halber Kleiderschrankinhalt ist mint, das Blog-Design ist mint (naja zumindest fast). Und noch etwas ist MINT in meinem Leben: mein Beruf. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, und mir fällt kein Berufsfeld ein, das all diese Bereiche stärker vernetzt, als die Bioinformatik.
Frauen in MINT Berufen sind leider noch immer selten gesehene Geschöpfe. Frauen in der Bioinformatik gibt es vergleichsweise (zur reinen Informatik zum Beispiel) aber recht viele. Vielleicht weil man in der Bioinformatik den direkten Nutzen der Forschung eher vor Augen hat. Trotzdem können sich nur wenige Mädchen (und auch Jungs) etwas unter Bioinformatik vorstellen und haben vielleicht sogar Angst, in einer männerdominierten Branche keinen Fuß fassen zu können.
„Schluss damit!“, haben wir uns gedacht und kurzerhand ein Angebot für den Girls’Day 2016 auf die Beine gestellt. Am Girls’Day sollen Mädchen die Chance haben, Einblick in Berufe zu erhalten, in denen bisher nur wenige Frauen arbeiten. Jährlich schnuppern rund 100.000 Schülerinnen in eins der über 9.000 verschiedenen Angebote aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Unser Plan: mit Lego und Robotern zeigen wir den Schülerinnen,
„Wie man mit Computern die Rätsel des Lebens knackt“.
Legosteine als Schlüssel zum Erbgut
Wusstet ihr, dass Lego-Steine ein super Modell für DNA sind? Natürlich nicht aus chemischer Sicht; aus informatischer Sicht aber schon. Für uns Bioinformatiker ist DNA eine Zeichenkette aus vier Buchstaben, wobei jeder Buchstabe für eine der Nukleinbasen steht: A für Adenin, G für Guanin, C für Cytosin und T für Thymin. Eine „Kette“ die man wunderbar mit Lego nachbauen kann. Zumindest Ausschnitte davon, denn eigentlich ist unsere DNA etwa 3 Milliarden Buchstaben lang. So viel Lego konnten wir dann doch nicht auftreiben.
Die Aufgabe der Mädchen war es aber nicht etwa, Lego-Steine aneinander zu reihen. Ein bisschen Bioinformatik sollte es ja schon sein. Also ging es kurzerhand daran, den DNA-Code zu entschlüsseln. An der Lego-DNA lernten die Schülerinnen, wie man zwei DNA-Ketten miteinander vergleicht, welche Probleme man dabei beachten muss, und wie schwierig es sein kann, die richtige Lösung zu finden. Denn da gab es mal eben über 156 Millionen verschiedene Möglichkeiten unter denen die richtige Lösung versteckt war. Die Mädchen haben sie übrigens gefunden!
Keine Medizin ohne Bioinformatik
Lego spielen schön und gut. Aber habe ich eingangs nicht etwas von „direktem Nutzen der Forschung“ erzählt? Wie kann ich mit Bioinformatik Menschenleben retten? Um Krankheiten und deren Ursachen besser zu verstehen, müssen Unmengen an Daten verarbeitet werden. Bakterien, Viren, Pilze. Erbkrankheiten. Diagnostik, Therapie, Vorbeugung. Kaum ein Bereich der Medizin kommt noch ohne Bioinformatik aus.
Computer, Agenten und Roboter
Lego ist also ein super Modell für DNA, so viel wissen wir jetzt. Aber was genau ist denn eigentlich ein Modell? Modelle helfen uns, komplizierte biologische Zusammenhänge zu vereinfachen und zu untersuchen, um die Natur um uns herum besser zu verstehen. Mittels kleiner Gedankenexperimente hat Sebastian zusammen mit den Mädchen überlegt, wie man ein gutes Modell bauen kann.
Und dann kamen plötzlich die Agenten ins Spiel. Bei manchen biologischen Problemen sind Wissenschaftler auf die Hilfe von Agenten angewiesen. Sind wir jetzt beim Geheimdienst gelandet? Nicht ganz. In Computerprogrammen sind Agenten Modelle für einzelne Individuen (zum Beispiel Zellen oder Pilzsporen). Mit ihnen kann man ein kleines Stück Wirklichkeit unter kontrollierten Bedingungen nachstellen und untersuchen — ganz wie bei einem Experiment im Labor.
Sebastian hat auch ein paar Agenten mitgebracht: kleine Roboter, denen ein bestimmtes Verhalten programmiert wurde. Als Gruppe zeigen die Roboter komplexe Verhaltensweisen ähnlich dem Verhalten eines Vogelschwarms. Jeder einzelne gehorcht jedoch ganz einfachen Regeln. Welchen Regeln? Das galt es für die Mädchen in kleinen Forschungsteams herauszufinden.
Wir hoffen, dass wir den Jungwissenschaftlerinnen einen interessanten Einblick in die Bioinformatik geben konnten. Und vielleicht treffen wir die ein oder andere zum Bioinformatik-Studium in Jena wieder. Uns hat der Girls’Day auf jeden Fall richtig viel Spaß gemacht und wir wollen nächstes Jahr wieder dabei sein. Dann auch mit einem Angebot für den Boys’Day.